Im Frühjahr 2023 leben 19 Hasen pro Quadratkilometer auf Feld und Wiese. Das ist der höchste Wert seit Beginn des Monitorings vor zwei Jahrzehnten. Die meisten Tiere gibt es im Nordwesten Deutschlands.

Auf Deutschlands Wiesen und Feldern leben im Schnitt 19 Feldhasen pro Quadratkilometer. Das ist der höchste Wert seit Beginn des bundesweiten Monitorings vor über zwei Jahrzehnten. Gezählt haben Jägerinnen und Jäger im Frühjahr 2023 in über 400 Referenzgebieten – und zwar nachts mit genormten Scheinwerfern auf genau festgelegten Strecken. Im Vergleich zum vorangegangenen Frühjahr sind die Feldhasenbesätze um 3 Tiere pro Quadratkilometer gestiegen, haben Wissenschaftler ausgewertet. Die meisten Feldhasen leben im Nordwestdeutschen Tiefland, dort sind es durchschnittlich 28 Tiere pro Quadratkilometer. Diese vorläufigen Ergebnisse aus dem Wildtier-Informationssystem der Länder Deutschlands (WILD) hat der Deutsche Jagdverband (DJV) heute veröffentlicht.

Guter Zuwachs im Nord- und Südwesten

Jägerinnen und Jäger zählen im Frühjahr und Herbst. Aus der Differenz ergibt sich die Nettozuwachsrate – ein Maß für die Entwicklung der Population in einem Gebiet. Bundesweit lag der Wert für 2023 bei 15 Prozent – das sind 2 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Besonders hoch fällt die Nettozuwachsrate im Süden und Südwesten Deutschlands aus. Dort war es laut Deutschem Wetterdienst ausgesprochen warm und sonnig. Im Nordosten und Osten war es warm, allerdings wechselten sich starke Trockenheit und Regenereignisse ab. Nach Angaben der Meteorologen war 2023 das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnung 1881 mit milden Temperaturen bis in den September, jedoch mit niederschlagsreichen Perioden. Für Feldhasennachwuchs ist nasskalte Witterung in den ersten zwei Lebenswochen bedrohlich.

Hasenapotheke ist wichtig

Als ursprünglicher Steppenbewohner benötigt der Feldhase eine strukturreiche Offenlandfläche. Besonders Brachen mit unterschiedlichen Wildkräutern sind essenziell als Futtergrundlage. Die sogenannte Hasenapotheke umfasst mehrere Dutzend Wildpflanzen wie Baldrian, Löwenzahn oder Wilde Möhre. Die tatsächliche Umsetzung von vier Prozent Brachfläche für bestimmte landwirtschaftliche Betriebe, die von der Europäischen Union bereits 2023 beschlossenen wurde, wären ein Zugewinn für die Artenvielfalt. Das Aussetzen dieser Auflagen führt tendenziell zu weniger Lebensraum für Feldhase, Rebhuhn oder Feldlerche.

Artenschutz gemeinsam mit Landwirten

Entscheidend für eine Steigerung von Artenvielfalt und Artenschutz sind Maßnahmen, von denen Insekten, Feldvögel, Wildtiere und Landwirtschaft gleichermaßen langfristig profitieren. Eine konkrete Maßnahme könnte beispielsweise der Anbau von Wildpflanzen statt Mais zur Biogaserzeugung sein – als produktionsintegrierte Maßnahme. Auch mehrjährige Brachen mit heimischen Wildpflanzen, Altgrasstreifen und mehrjährige Blühstreifen begrüßt der DJV. Modellprojekte wie die Allianz für Niederwild (Landesjagdverband Baden-Württemberg) oder das Kooperationsprojekt “Bunte Biomasse” (Veolia Stiftung, Deutsche Wildtier Stiftung und DJV) zeigen: Es gibt verschiedene praxistaugliche Maßnahmen, die Ökologie und Ökonomie in Einklang bringen.

Einen kostenfreien Radiobeitrag zur aktuellen Hasenzählung in Deutschland gibt es hier.

Quelle: DJV